Berlin. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) kritisiert zentrale Vorschläge der Bundesnetzagentur zur Weiterentwicklung des Produktivitätsfaktors Xgen. Im Rahmen des NEST-Prozesses warnt der Verband vor negativen Folgen für Investitionen in die Energieinfrastruktur – auch für Netzbetreiber in Niedersachsen und der Region Emsland-Grafschaft Bentheim.
Der sogenannte Xgen ist ein zentraler Bestandteil der Anreizregulierung. Er bestimmt, in welchem Umfang Netzbetreibern pauschale Abschläge auf ihre Erlöse auferlegt werden – je nachdem, wie sich ihre Produktivität im Vergleich zur Gesamtwirtschaft entwickelt. Künftig möchte die Bundesnetzagentur bei der Berechnung des Xgen auf die Gesamtkosten der Netzbetreiber abstellen, aber nur noch die Betriebskosten berücksichtigen. Aus Sicht des BDEW führt dies zu systematischen finanziellen Nachteilen für die Unternehmen.
Ein vom BDEW beauftragtes Gutachten der Beratungsfirma Polynomics belegt laut Verband, dass dieser neue Ansatz auf Annahmen basiert, die realitätsfern seien. Netzbetreiber könnten dadurch in ihrer Investitionsfähigkeit eingeschränkt werden – mit Folgen für die Energiewende. Der BDEW schlägt deshalb alternative Methoden wie den sogenannten OPEX Xgen vor, der auf reinen Betriebskosten basiert, oder das vorübergehende Aussetzen des Faktors bei zu hoher Datenunsicherheit.
BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae betont: „Energiewende ohne Netze funktioniert nicht. Wir brauchen eine Regulierung, die die Rolle der Netzbetreiber als Rückgrat der Energiewende stärkt – mit Planungssicherheit, verlässlichen Erlösen und einem klaren Investitionsanreiz.“
Auch andere geplante Änderungen im Regulierungsrahmen sieht der BDEW kritisch – etwa die Abschaffung eines bisherigen Berechnungsmodells und den zweijährigen Verzug bei der Inflationsanpassung der Erlösobergrenze.
Die vollständige Stellungnahme des BDEW soll am 18. August im laufenden Konsultationsverfahren veröffentlicht werden.