Berlin. Freiberufliche Praxen, Kanzleien und Büros bieten ihren Beschäftigten zunehmend flexible Arbeitszeitmodelle – doch Ressourcenmangel und bürokratische Hürden erschweren den Alltag. Das zeigt eine aktuelle Sonderauswertung der Sommer-Konjunkturumfrage 2025 des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB). Präsident Dr. Stephan Hofmeister fordert eine konsequente Umsetzung politischer Reformen und eine „Arbeitszeitwende für mehr Flexibilität“.
Rund 86 Prozent der befragten Freiberufler ermöglichen Teilzeit, zwei Drittel setzen auf Gleitzeit oder flexible Pausengestaltung. Nahezu jede zweite Einrichtung bietet eine Vier-Tage-Woche an. Selbst in Teams mit hohem Präsenzanteil – etwa in Arztpraxen oder Kanzleien – sind moderne Arbeitszeitmodelle längst etabliert.
Herausforderung Bürokratie und Fachkräftemangel
Dennoch ist der Arbeitsalltag vielfach geprägt von Engpässen. Jede dritte freiberuflich tätige Person arbeitet bereits über ihrer Belastungsgrenze. 27 Prozent der Arbeitszeit entfallen laut Umfrage auf bürokratische Aufgaben, die nicht zum eigentlichen Tätigkeitsfeld gehören. Gleichzeitig fehlen qualifizierte Fachkräfte.
„Die Reform der täglichen Höchstarbeitszeit muss praxistauglich umgesetzt werden“, fordert Hofmeister. Er spricht sich für eine wochenbasierte Regelung aus, die mehr Spielraum bei Projektphasen oder Notdiensten lässt. Auch ein funktionierender digitaler Verwaltungsapparat sei dringend erforderlich.
Wertschätzung, Weiterbildung und Eigenverantwortung
Neben Flexibilität setzen Freiberufler auf ein wertschätzendes Arbeitsumfeld: Über 90 Prozent pflegen eine offene Kommunikation mit ihrem Team. 83 Prozent loben regelmäßig, 78 Prozent fördern gezielt Weiterbildungsmaßnahmen – oft inklusive Kostenübernahme und Freistellung.
Forderung an die Politik
Hofmeister appelliert an die Bundesregierung, die im Koalitionsvertrag verankerten Maßnahmen endlich umzusetzen: „Wir brauchen klare Rahmenbedingungen, um unsere Potenziale entfalten zu können – im Interesse der Beschäftigten, der Patienten, Mandanten und der gesamten Gesellschaft.“