Nordhorn. Cyberangriffe sind längst keine Seltenheit mehr – auch kleine und mittelständische Unternehmen stehen im Visier digitaler Krimineller. Wie sich Betriebe besser schützen können, war Thema der Fachveranstaltung „Cybersicherheit im Fokus: Schutz und Prävention vor digitalen Bedrohungen“, zu der die Wirtschaftsvereinigung Grafschaft Bentheim gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises am 19. August eingeladen hatte. Rund 50 Gäste kamen in den NINO-Hochbau nach Nordhorn.
Gitta Mäulen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung, eröffnete die Veranstaltung mit eindringlichen Zahlen: 15 Prozent der deutschen Unternehmen waren 2024 Ziel eines Cybervorfalls. Der wirtschaftliche Schaden: rund 179 Milliarden Euro jährlich. „Besonders betroffen sind kleinere Betriebe, die nicht über ausreichende IT-Ressourcen verfügen“, so Mäulen.
Prof. Dr. Patrick Felke von der Hochschule Emden/Leer gab einen Überblick über Angriffsmethoden, darunter Phishing, Schadsoftware und Social Engineering – also gezielte Täuschungsversuche durch falsche Identitäten. „Die Frage ist nicht ob, sondern wann ein Unternehmen betroffen ist“, warnte der Experte.
Sebastian Hewing, IT-Leiter bei ENO telecom GmbH, berichtete aus der Praxis: Ein täuschend echter Phishing-Angriff auf Microsoft 365 sowie ein Fake-Zahlungsauftrag führten zu internen Umstellungen – unter anderem der Einführung des Vier-Augen-Prinzips bei Zahlungen. „Cybersicherheit ist ein Prozess, kein Projekt“, betonte Hewing.
Maurice Oettel, IT- und Datenschutzexperte, erklärte die kommende NIS-2-Richtlinie und den Cyber Resilience Act. Sie verpflichten Unternehmen zu mehr IT-Sicherheitsmaßnahmen und definieren erstmals gesetzlich die Verantwortung von Herstellern digitaler Produkte. „Sicherheit ist keine Kür mehr, sondern gesetzliche Pflicht“, so Oettel.
Ralf Hilmes, Leiter der Wirtschaftsförderung, stellte zum Abschluss Fördermöglichkeiten vor: Unternehmen im Landkreis können sich etwa bis zu 1.000 Euro für Schutzmaßnahmen oder einen Cyber Risiko Check fördern lassen.
Fazit: Cybersicherheit ist ein wesentlicher Bestandteil wirtschaftlicher Resilienz – auch für kleine Unternehmen. Schutz ist möglich, wenn Technik, Organisation und das Bewusstsein aller Beteiligten zusammenspielen.
Foto: Die Referenten und Organisatoren der Veranstaltung in Nordhorn (v.l.): Ralf Hilmes, Sebastian Hewing, Gitta Mäulen, Maurice Oettel und Prof. Dr. Patrick Felke.



