Berlin – In einer klaren Stellungnahme zur aktuellen Energiepolitik hat sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gegen politische Einflussnahme auf den Gashandel ausgesprochen. Vor dem Hintergrund neuer US-Zollmaßnahmen auf Energieimporte warnt der Verband davor, die Diversifizierung der Gasversorgung zu gefährden – und fordert, den Energiemarkt weiterhin unternehmerisch zu gestalten.
„Die Energieunternehmen haben gezeigt, dass sie in der Lage sind, schnell auf geopolitische Veränderungen zu reagieren“, betont Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Der Verband verweist auf die erfolgreiche Neuausrichtung der Gasversorgung seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine: Neue Lieferländer, LNG-Terminals und verstärkte europäische Kooperation hätten die Versorgung gesichert – insbesondere mit Gas aus Norwegen, das 2024 fast die Hälfte des deutschen Gasverbrauchs deckte.
Warnung vor politischer Einflussnahme
Vor dem Hintergrund des neuen Zollpakets der US-Regierung unter Donald Trump mahnt der BDEW: Der Gashandel – auch mit den USA – müsse unternehmerische Entscheidung bleiben. Politische Eingriffe, die zu Abhängigkeiten führen oder strategische Zwickmühlen zwischen den USA und Russland schaffen, seien kontraproduktiv.
Andreae betont: „Die Frage nach einem möglichen Gasbezug aus Russland stellt sich derzeit nicht.“ Ein solcher Schritt könne frühestens nach einem Friedensabkommen in Betracht gezogen werden – unter Berücksichtigung zahlreicher politischer und wirtschaftlicher Aspekte.
Bedeutung für die Region
Auch für den Nordwesten Deutschlands – etwa das Emsland, Cloppenburg oder Leer – ist eine verlässliche Gasversorgung entscheidend. Industrie, Landwirtschaft und private Haushalte sind in besonderem Maße auf stabile Energiepreise und eine gesicherte Versorgung angewiesen. Die BDEW-Position unterstreicht, wie wichtig Unabhängigkeit und Diversifikation gerade in diesen Regionen sind.
➡ Weitere Beiträge zur Energieversorgung und -politik gibt es in unserer Rubrik Wirtschaft.