Region Nordwest – Mit den ersten heißen Tagen des Jahres steigt nicht nur das Thermometer, sondern auch der Handlungsdruck in Städten und Gemeinden. Anlässlich des bundesweiten Hitzeaktionstags hat der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) nun erstmals einen standardisierten Maßnahmenkatalog zum kommunalen Hitzeschutz veröffentlicht. Die Expertenempfehlung „VDI-EE 3787 Blatt 13.1 bis 13.3“ richtet sich an Verwaltungen, Fachstellen und kommunale Entscheidungsträger – und bietet eine klare Orientierung zur Vorbereitung auf extreme Wetterereignisse.
Extremwetter als Gesundheitsgefahr
Laut Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) werden Hitzewellen in Deutschland künftig häufiger, länger und intensiver auftreten. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Vorerkrankte, Schwangere, Kinder sowie pflegebedürftige und sozial isolierte Personen. Kommunen stehen daher vor der Herausforderung, ihre Schutzmechanismen zu professionalisieren – bislang fehlte dafür ein einheitlicher Rahmen.
Drei Module für mehr Schutz
Die neue VDI-Empfehlung basiert auf einem modularen Aufbau:
- Blatt 13.1 legt organisatorische Grundlagen fest: Zuständigkeiten, Koordination, Monitoring und Kommunikation – inklusive Integration des DWD-Hitzewarnsystems.
- Blatt 13.2 fokussiert sich auf den Schutz besonders gefährdeter Gruppen. Es gibt praktische Hinweise zur Identifikation, Ansprache und Betreuung im Gesundheits- und Sozialwesen.
- Blatt 13.3 behandelt technische und bauliche Maßnahmen – von kurzfristiger Innenraumkühlung bis zu langfristiger Stadtplanung mit Hitzeminderungseffekt.
Eine zentrale Innovation ist die Entscheidungsmatrix zur Anwendung des Warnsystems – sie ermöglicht Kommunen ein abgestuftes, planbares Vorgehen.
Fachleute loben ganzheitlichen Ansatz
„Hitzeschutz ist präventiver Katastrophenschutz“, sagt Dr. Thomas Griebe, Vorsitzender des VDI-Gremiums „Hitzeaktionsplanung“ und Umweltschutzdezernent der Stadt Duisburg. „Unsere VDI-Empfehlung schließt eine bisher bestehende Lücke und bietet Städten und Gemeinden eine verlässliche Orientierungshilfe.“
Zugleich wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Gesundheitswesen, Sozialdiensten, Umweltplanung und Katastrophenschutz gestärkt – ein Punkt, den auch der DWD seit Jahren fordert.
Bedeutung für die Region
Für Kommunen von der Nordseeküste bis ins Münsterland ist die Einführung solcher Standards ein wichtiger Schritt. Bereits jetzt setzen einige Städte auf eigene Hitzeaktionspläne – doch mit der VDI-Empfehlung steht erstmals ein bundesweit anwendbares Modell zur Verfügung, das Rechtssicherheit und Effizienz vereint.