Lingen / Emlichheim – Die Debatte um eine mögliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro pro Stunde sorgt für Unruhe in der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie (M+E). Nach aktuellen Zahlen der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD sehen viele Unternehmen in Niedersachsen eine deutliche Belastung – mit möglichen Folgen für Fachkräftesicherung und Ausbildung.
Sorge um Wettbewerbsfähigkeit und Ausbildung
Laut der Frühjahrs-Konjunkturumfrage unter mehr als 200 M+E-Betrieben mit rund 100.800 Beschäftigten rechnen in Niedersachsen 37 Prozent der Unternehmen mit negativen Folgen bei einem Mindestlohn von 15 Euro. Bundesweit kritisch äußern sich 35 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sogar 55 Prozent. Der Hauptgeschäftsführer der Verbände, Dr. Nico Fickinger, warnt vor einer Entwertung bestehender Tarifverträge und einer abnehmenden Motivation junger Menschen zur Berufsausbildung: „Wenn ungelernte Kräfte fast so viel verdienen wie Auszubildende, sinkt der Anreiz zur Qualifikation.“
Tarifverträge unter Druck?
Im vergangenen Jahr hatten sich Arbeitgeber und die IG Metall Küste auf eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 140 Euro pro Monat geeinigt – ein Schritt zur Attraktivitätssteigerung der Branche. Ein drastischer Mindestlohnanstieg könnte diesen Effekt konterkarieren, so die Arbeitgeberseite. Besonders betroffen wären laut NORDMETALL kleinere und mittlere Unternehmen, die nur begrenzte Spielräume hätten, um Lohnsteigerungen wirtschaftlich aufzufangen.
Mindestlohnkommission im Fokus
NORDMETALL fordert die Politik auf, die Entscheidungsbefugnis der Mindestlohnkommission zu respektieren und die Lohnentwicklung nicht durch „sachfremde Kriterien“ wie die Lebenshaltungskosten zu politisieren. Eine politisch motivierte Anhebung könnte, so Fickinger, Preisdruck, Inflation und Stellenabbau in personalintensiven Bereichen verschärfen.