Berlin. Fast vier von zehn Beschäftigten im öffentlichen Dienst haben in ihrem Arbeitsalltag bereits Erfahrungen mit digitaler Gewalt gemacht. Das zeigt eine neue repräsentative Umfrage, die der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf seiner Konferenz „Zusammenhalten! Zusammen handeln!“ in Berlin vorgestellt hat.
Beleidigungen und Drohungen im Netz weit verbreitet
Laut der forsa-Umfrage waren 13 Prozent der Befragten direkt betroffen – vor allem durch Beleidigungen, Beschimpfungen oder Bedrohungen über soziale Netzwerke, Messenger oder E-Mail. Besonders stark betroffen sind Beschäftigte in Polizei, Justiz und Verteidigung, wo die Anteile teils doppelt so hoch liegen. Ein Drittel der Befragten berichtete außerdem, digitale Angriffe gegen Kolleginnen und Kollegen miterlebt zu haben.
Die Folgen sind gravierend: Zwei Drittel der Betroffenen gaben an, vorsichtiger oder distanzierter im Umgang mit bestimmten Personengruppen zu werden. 61 Prozent leiden unter emotionalen Belastungen, bei 40 Prozent sinkt die Arbeitsleistung. Jede bzw. jeder Achte dachte sogar darüber nach, wegen der Vorfälle den Arbeitsplatz zu wechseln.
Kooperation mit HateAid gestartet
Um die Unterstützung für Betroffene zu verbessern, kooperiert der DGB ab sofort mit der Menschenrechtsorganisation HateAid. Gemeinsam sollen Beratungs- und Präventionsangebote aufgebaut werden. „Digitale Gewalt verursacht weit über den eigentlichen Vorfall hinaus Schäden und beeinträchtigt die Arbeitsfähigkeit der Betroffenen langfristig“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack.
Geplant sind unter anderem Schulungen, Beratungsangebote und Meldeketten, damit Beschäftigte im Ernstfall schnell und professionell Hilfe erhalten. Ein erster Praxisratgeber zur digitalen Gewalt steht bereits unter mensch.dgb.de/hilfe kostenfrei zur Verfügung.
Auch HateAid-Geschäftsführerin Josephine Ballon betonte: „Wenn Mitarbeitende bedroht oder eingeschüchtert werden, ist das nicht ihre Privatsache, sondern geht uns alle etwas an. Mit der Kooperation schaffen wir Strukturen, die Schutz und konkrete Handlungsoptionen geben.“
Arbeitgeber gefordert
Die Umfrage zeigt zudem, dass 59 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst keine Kenntnis von klaren Abläufen haben, wie bei digitaler Gewalt vorzugehen ist. Nur 14 Prozent der Betroffenen wandten sich an die Polizei. Der DGB fordert deshalb Arbeitgeber auf, flächendeckend Schutzkonzepte und Unterstützungsangebote einzuführen.
Bedeutung auch für die Region
Für die Region Emsland und die Grafschaft Bentheim, wo viele Menschen im öffentlichen Dienst arbeiten, verdeutlichen die Ergebnisse die Notwendigkeit klarer Schutzstrukturen. Digitale Gewalt betrifft nicht nur Großstädte, sondern auch den ländlichen Raum.
Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB).