Hamburg. Der Philosoph und Bestsellerautor Richard David Precht warnt in seinem neuen Buch „Angststillstand“ vor den Folgen einer zunehmenden Diskursverengung in Deutschland. Im Podcast „DUP Business Talk“ spricht er über Cancel Culture, vorauseilenden Gehorsam und die wachsende Anfälligkeit der Gesellschaft für rechtspopulistische Strömungen.
„Nicht das Gesetz knebelt – die Angst vor Empörung“
Im Gespräch mit Fanny Rosenberg vom DUP Unternehmer-Magazin kritisiert Precht, dass sich öffentliche Institutionen zunehmend nach erwartbaren Empörungswellen richten. „Verlage, Redaktionen, Museen und Fördergremien kalkulieren Empörung präventiv ein“, sagt Precht. Der Effekt sei eine verflachte Debattenkultur, die echte Kontroversen meide. Stattdessen entstehe Trotz – ein Nährboden für Populismus.
Die politische Mitte verliere an Orientierung, weil sie sich dem Zeitgeist anpasse, statt ihn mitzugestalten. Die moralische Sensibilität vieler Akteure kippe ohne Belastbarkeit in Hysterie, so Precht weiter.
Führung statt Anpassung: Mut zur Zumutung
Verantwortung sieht Precht insbesondere bei den Leitungsebenen: „Wir brauchen Chefs und Chefinnen, die sagen: ‚Riskier was – ich stehe hinter dir.‘“ Demokratie sei auf Streit angewiesen. Wer Debattenräume schließe, öffne autoritären Denkweisen die Tür. Sein Appell richtet sich an Kulturinstitutionen, Medienhäuser und Verlage – sie müssten auch unbequeme Meinungen aushalten und verteidigen.
Podcast-Empfehlung: „DUP Business Talk“ mit Precht
Das vollständige Interview mit Richard David Precht ist im „DUP Business Talk“ zu hören – unter anderem auf YouTube, Spotify und Podigee. Dort erläutert Precht, wie sein Buch „Angststillstand“ zu verstehen ist – und warum Demokratie den Streit mehr denn je braucht.
Quelle: DUP UNTERNEHMER-Magazin. Foto: Christian O. Bruch / DUP