Prof.Dr.Madry

Alzheimer-Forschung: Protein CLIC1 als neuer Schlüssel in der Immuntherapie entdeckt

Berlin/Düsseldorf. Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Madry einen bedeutenden Fortschritt in der Alzheimer-Forschung erzielt. Im Zentrum steht das Protein CLIC1, das in den Immunzellen des Gehirns – den sogenannten Mikrogliazellen – eine zentrale Rolle spielt. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Science Advances veröffentlicht und durch die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) mit 120.000 Euro gefördert.

Mikroglia: Die Wächter des Gehirns

Mikrogliazellen agieren im Gehirn als Immunabwehr und „Müllabfuhr“. Sie erkennen Erreger, Zellreste oder toxische Ablagerungen wie Amyloid-beta und beseitigen sie. CLIC1 steuert dabei gleich zwei entscheidende Mechanismen: Es reguliert die Beweglichkeit der Zellfortsätze, mit denen Mikroglia das Hirngewebe ständig überwachen, und es kontrolliert die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe.

„Ohne CLIC1 verlieren die Mikroglia ihre typische Verästelung und ihre Überwachungsfähigkeit“, erklärt Madry. Das macht sie anfälliger für Fehlfunktionen – besonders in der späten Phase der Alzheimer-Erkrankung.

Zwei neue Therapieansätze gegen Alzheimer

Die Studienergebnisse eröffnen laut dem Forschungsteam zwei gezielte Behandlungsstrategien:

  • Frühe Phase: Unterstützung der Mikroglia, um Amyloid-beta frühzeitig zu erkennen und zu entfernen.
  • Späte Phase: Hemmung der übermäßigen Entzündungsreaktionen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Besonders vielversprechend: CLIC1 kommt fast ausschließlich in Mikroglia vor. Medikamente könnten damit gezielt wirken – bei geringem Risiko für Nebenwirkungen.

Grundlagen für zukünftige Therapien

Die Erkenntnisse wurden nicht nur im Tierversuch gewonnen, sondern auch durch Versuche an menschlichem Hirngewebe validiert. Das Team entwickelt aktuell ein Alzheimer-Mausmodell ohne CLIC1, um die Wirkung in verschiedenen Krankheitsphasen weiter zu erforschen.

„Wenn wir die Mikroglia verstehen und gezielt beeinflussen, können wir den Verlauf neurologischer Erkrankungen wie Alzheimer grundlegend verändern“, so Madry.

Weitere Informationen und Hintergrundwissen stellt die Alzheimer Forschung Initiative e.V. unter www.alzheimer-forschung.de bereit. Die Originalpublikation ist abrufbar unter: science.org/doi/10.1126/sciadv.ads9181

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V. / Charité Berlin

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