Tobias Steinmaurer

Studie zeigt: Verschwörungsdenken in Österreich besonders stark verbreitet

Salzburg. Etwa jede fünfte Person in Österreich glaubt, dass geheime Mächte die Politik steuern. Damit liegt das Land laut einer aktuellen Studie der Universität Salzburg und der Universität Lausanne europaweit an der Spitze. Das internationale Forschungsprojekt untersucht, wie Verschwörungserzählungen in den Themenfeldern Corona, Migration und Klimawandel politische Wirkung entfalten – und wie populistische Parteien diese gezielt nutzen.

Politische Wirkung von Verschwörungsmythen

Die Forschenden zeigen, dass rechtspopulistische Parteien Verschwörungsmythen häufig aufgreifen, um politische Botschaften zu verstärken. Themen wie der sogenannte „große Austausch“ oder angebliche Elite-Verschwörungen dienen dabei als Anspielungen, die Emotionen wecken, ohne offen Falschbehauptungen aufzustellen.

„Wir sehen, dass Verschwörungsinhalte von rechtspopulistischen Akteuren genutzt werden, um radikale Positionen im gesellschaftlichen Diskurs zu verankern“, erklärt Projektleiter Prof. Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg. Besonders stark sei dieser Effekt in Österreich, Italien und Deutschland zu beobachten.

Ursachen: Misstrauen und Korruption als Nährboden

Die Studie zeigt einen engen Zusammenhang zwischen Verschwörungsmentalität und geringem Vertrauen in die Demokratie. Wo politische Institutionen als korrupt wahrgenommen werden, gedeihen laut Heinisch besonders leicht Mythen über geheime Eliten.

Im europäischen Vergleich liegt Österreich mit 20 Prozent Verschwörungsgläubigen gleichauf mit der Schweiz. In Deutschland liegt der Anteil mit 12 Prozent deutlich niedriger, während am Balkan Werte von über 60 Prozent erreicht werden. Auffällig ist zudem, dass Bildung, Geschlecht oder Alter kaum Einfluss haben. Entscheidend sei vielmehr der Medienkonsum: Wer ausschließlich Privatfernsehen nutzt, neigt deutlich häufiger zu Verschwörungsdenken.

Forschung für Aufklärung und Gegennarrative

Das vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Projekt „Populismus und Verschwörung in der COVID‑19‑Pandemie“ läuft von 2022 bis 2026 und wird mit 432.000 Euro unterstützt. Die Ergebnisse sollen helfen, wirksame Kommunikationsstrategien gegen Desinformation zu entwickeln.

„Sicherheit und Vertrauen sind entscheidend, um Menschen mit Verschwörungsmentalität zu erreichen“, so Heinisch. „Wir wollen verstehen, wie Ängste in positive Gegenerzählungen überführt werden können.“

Quelle: Scilog – Das Wissenschaftsmagazin des Österreichischen Wissenschaftsfonds. Foto: Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

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