Bad Nenndorf/Berlin. Mit der Publikation „Zwischen Idealismus und NS-Ideologie“ stellt die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erstmals umfassend ihre Rolle während der Jahre 1925 bis 1945 dar. Diese DLRG Geschichte 1925–1945 wird in dem knapp 400 Seiten starken Werk von einem interdisziplinären Autorenteam analysiert, das die Entwicklung der Organisation unter dem Einfluss des Nationalsozialismus untersucht.
Drei Jahre lang recherchierten die Autorinnen und Autoren im Auftrag des Präsidiums, sichteten mehr als 3.000 Quellen und entdeckten zahlreiche bislang unbekannte Fotos und Aufnahmen. DLRG-Präsidentin Ute Vogt betont: „Es gehört zu unserer Erinnerungskultur, auch die problematischen Kapitel der Verbandsgeschichte offen aufzuarbeiten.“
Aufarbeitung der DLRG-Geschichte zwischen 1925 und 1945
Die neue Studie dokumentiert zunächst, wie sich die DLRG ab 1925 trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten mit demokratischen Strukturen bundesweit etablierte. Nach 1933 folgte eine rasche Einbindung in das NS-Regime. Der Verband profitierte vom staatlichen Rückhalt, verbreitete aber zugleich systemkonforme Ideologie und schloss Menschen gezielt aus.
Ein zweiter Teil des Buches widmet sich den Akteuren jener Zeit. Er zeigt, wie einst idealistisch motivierte Lebensretter sich dem Nationalsozialismus anschlossen oder diesem zum Opfer fielen. Auch erstmals beleuchtet: die Rolle jüdischer Mitglieder, die Beteiligung von Frauen und der Einfluss auf die Jugendorganisationen der DLRG.
Bedeutung für Erinnerungskultur und Gesellschaft
Die DLRG sieht das Buch nicht nur als Rückblick, sondern als Mahnung. „Die Verantwortung unserer Gemeinschaft reicht über die Wasserrettung hinaus. Wir müssen für Demokratie und Rechtsstaat einstehen“, so Vogt. Die Organisation bekennt sich ausdrücklich zu Toleranz, Vielfalt und einer offenen Gesellschaft. Eine Zusammenarbeit mit demokratiefeindlichen Gruppen schließt sie aus.
Die Veröffentlichung soll zudem Impulse für weitere Forschungen liefern. Die DLRG ruft Historikerinnen und Historiker dazu auf, weitere Aspekte ihrer Geschichte kritisch zu beleuchten. Das Buch ist als Druckausgabe und E-Book verfügbar, über einen QR-Code erhalten Leser Zugang zu weiterführendem Material.
Relevanz für die Region
Die DLRG ist auch in Niedersachsen stark vertreten, darunter in den Regionen Emsland und Grafschaft Bentheim. Mit tausenden ehrenamtlich Engagierten in den Ortsgruppen spielt sie eine zentrale Rolle für die Sicherheit an Badeseen und Flüssen – und nun auch in der gesellschaftlichen Debatte über historische Verantwortung.
Quelle: DLRG – Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Foto: DLRG
 
															 
								 
								