Hannover. Angesichts eines erneut schwachen Quartals in der Chemiebranche warnt Niedersachsens Wirtschaftsminister Grant Hendrik Tonne vor weiteren Standortverlusten und Arbeitsplatzabbau in der Industrie. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, schlägt das Land ein Maßnahmenpaket vor – mit dem Ziel, die Schlüsselbranche dauerhaft zu stabilisieren.
„Die Chemieindustrie steht massiv unter Druck. Jetzt ist entschlossenes Handeln gefragt, um weitere Produktionsverlagerungen ins Ausland zu verhindern“, erklärte Tonne am Mittwoch. Die Landesregierung fordert deshalb unter anderem die Einführung eines nationalen Industriestrompreises und eine Verlängerung der Netzentgeltrabatte für große Energieverbraucher.
Mix aus Energie-, Wettbewerbs- und Genehmigungsreformen
Neben finanziellen Entlastungen sieht Tonne auch bei Infrastruktur und Regulierungen akuten Handlungsbedarf. Der Netzausbau müsse beschleunigt werden, damit Unternehmen, die auf Elektrifizierung setzen, zeitnah ans Netz angeschlossen werden können. Der Ausbau des Wasserstoffkernnetzes und geeigneter Speicherstrukturen sei ebenso dringend.
Auch auf europäischer Ebene fordert Niedersachsen Veränderungen: Die für Januar 2026 geplante Kürzung kostenloser CO₂-Zertifikate solle verschoben werden, bis der CO₂-Grenzausgleich (CBAM) wirksam greift. Zudem müssten EU-Grenzwerte realitätsnah ausgestaltet werden.
Chemie unter Druck – Niedersachsen fordert Kurswechsel
Die Landesregierung appelliert an Bundesregierung und EU, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. Nur so könne die Wettbewerbsfähigkeit gesichert und ein weiterer Substanzverlust in der Industrie verhindert werden.