DIHK warnt: Gewerbesteuer belastet Unternehmen regional ungleich

Berlin. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht in der regional stark variierenden Gewerbesteuer weiterhin einen massiven Standortnachteil für deutsche Unternehmen. Das zeigt die aktuelle DIHK-Hebesatzumfrage 2025, in der auch betont wird: Die durchschnittliche Belastung steigt – und besonders Kommunen in Nordrhein-Westfalen setzen weiterhin auf hohe Gewerbesteuerhebesätze.

Mit durchschnittlich 438 Prozent stieg der gewogene Gewerbesteuerhebesatz 2025 leicht gegenüber dem Vorjahr (437 Prozent) an. Während neun Prozent der befragten Gemeinden ihren Hebesatz erhöhten, reduzierte ihn lediglich eine Handvoll kleiner Kommunen. Damit setzt sich der Trend steigender Belastung trotz angespannter Wirtschaftslage fort.

„Ein hausgemachtes Standortproblem“

„Der Standort Deutschland steht unter Druck“, so DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. Sie verweist auf eine Kombination struktureller Probleme: Mängel in der Infrastruktur, überbordende Bürokratie, schleppende Digitalisierung – und eine der höchsten Unternehmenssteuerbelastungen weltweit. „Die Gewerbesteuer ist ein deutscher Sonderweg. Nirgendwo sonst in Europa existiert eine solche zusätzliche regionale Belastung neben Körperschaft- und Einkommensteuer.“

Besonders in NRW ist die Steuerbelastung durch kommunale Hebesätze auffällig hoch: Die Spitzenreiter sind Oberhausen und Mülheim an der Ruhr mit jeweils 580 Prozent, gefolgt von Erftstadt und Waldbröl (565 Prozent). Lediglich Seelze in Niedersachsen liegt mit 500 Prozent außerhalb von NRW in den „Top 50“.

Ein Rechenbeispiel zeigt die regionalen Unterschiede deutlich: Eine Kapitalgesellschaft mit 2 Millionen Euro Gewinn zahlt in NRW im Schnitt rund 30.000 Euro mehr Gewerbesteuer als ein vergleichbares Unternehmen in Niedersachsen – und sogar knapp 52.000 Euro mehr als ein Pendant in Baden-Württemberg.

Kommunen unter Druck, Unternehmen unter Last

Die DIHK weist darauf hin, dass viele Kommunen mit steigenden Haushaltsdefiziten zu kämpfen haben und deshalb die Hebesätze erhöhen. „Das klappt aber nur bedingt, denn die Unternehmen weichen der zunehmenden Belastung zunehmend aus“, erklärt Melnikov. Standortverlagerungen ins Ausland könnten laut DIHK zur Folge haben, dass der fiskalische Effekt verpufft – zulasten der deutschen Wirtschaftskraft.

Melnikov fordert daher konkrete Reformen: „Die Länder müssen endlich Verantwortung übernehmen und den Kommunen langfristig eine solide Finanzierung sichern, statt ihnen den Druck weiterzugeben.“

Die vollständigen Umfrageergebnisse sind auf der Webseite der DIHK abrufbar.

Gefällt dir’s? Dann teil’s doch!

Facebook
LinkedIn
WhatsApp
Threads
X

Weitere Artikel