Nahaufnahme eines Fahrzeugs mit dem Aufkleber 'FAHRSCHULE' auf der Seite, das in einem Außenbereich steht.

Billig-Führerschein Schnieder Kritik: Experten warnen vor Sicherheitsrisiken

Berlin. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will mit einem digitalen Modell den Führerschein günstiger machen – doch Experten schlagen Alarm. Die Abschaffung der Präsenzpflicht für den Theorieunterricht könnte laut der Moving Road Safety Association e.V. nicht nur zu mehr Verkehrsunfällen führen, sondern den Führerschein langfristig sogar verteuern.

Geplant ist, dass Fahrschüler die Theorie künftig ausschließlich über Lern-Apps und digitalen Fernunterricht absolvieren. Doch laut einem Gutachten von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer bleibt Wissen aus digitalem Unterricht weniger im Gedächtnis haften, sicherheitsrelevante Inhalte wie Gefahrenerkennung oder Fahreignung würden nicht ausreichend verankert.

Experten sehen Reform als gefährlichen Irrweg

Jörg-Michael Satz, Präsident von MOVING e.V., kritisiert: „Schnieders Reform ist ein gefährlicher Irrweg. Sicherheitsrelevante Inhalte nicht mehr gemeinsam in der Fahrschule zu erarbeiten, wird Menschenleben kosten.“ Fahrlehrer Sascha Fiek ergänzt: „Fehlende Theoriekenntnisse müssen dann in praktischen Fahrstunden nachgeholt werden – das macht den Führerschein am Ende teurer.“

Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass junge Fahrer überproportional häufig an Unfällen beteiligt sind. Dennoch ist die Zahl der Verkehrstoten unter 24-Jährigen in den letzten Jahrzehnten deutlich gesunken – ein Erfolg, den Experten auch der klassischen Fahrausbildung zuschreiben.

MOVING fordert modernes Hybridmodell

Die Organisation fordert statt reiner Digitalisierung ein sogenanntes Blended-Learning-Konzept: Digitale Lernanteile sollen durch verpflichtenden Präsenzunterricht für sicherheitsrelevante Themen ergänzt werden. Zudem könnten Fahrsimulatoren unter Aufsicht den praktischen Unterricht sinnvoll entlasten. Das Ziel: Kosten senken ohne Abstriche bei der Verkehrssicherheit.

MOVING warnt außerdem vor einem drohenden Ausbildungsstau. Viele Fahrschüler warten auf das neue Gesetz – unklar bleibt, wann und ob es überhaupt in Kraft tritt. „Fahrschulen geraten so zunehmend in wirtschaftliche Schieflage“, warnt Satz.

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