Fellbach bei Stuttgart. Ein Forscherteam um die SinABiomedics GmbH hat eine neuartige, tumorspezifische CAR-T-Zelltherapie zur Behandlung der Chronischen Lymphatischen Leukämie (CLL) entwickelt. Der neue Ansatz könnte die Präzisionsonkologie entscheidend voranbringen – und wird vom Bundesforschungsministerium mit 5,2 Millionen Euro gefördert.
Die neuartige Immuntherapie basiert auf einem monoklonalen Antikörper, der gezielt das R110-Epitop des B-Zell-Rezeptors erkennt – eine krankheitsspezifische Mutation, die für eine aggressive Hochrisiko-Variante der CLL charakteristisch ist. Damit verfolgt das Unternehmen aus Fellbach erstmals den Ansatz, eine Mutation statt ein typisches Oberflächenantigen zu therapieren. „Wir sprechen hier von einem Quantensprung in der Präzisionsonkologie“, erklärt Dr. Marcus Dühren-von Minden, CSO und Mitentwickler des Konzepts. Präklinische Studien zeigen eine hohe Selektivität: Gesunde B-Zellen bleiben unbeeinträchtigt, während nur mutierte Krebszellen erkannt werden.
CAR-T-Zellen mit Mutationsziel
Die GMP-Produktion der CAR-T-Zellen erfolgt in Zusammenarbeit mit CELLEX Cell Professionals aus Köln, einem führenden Anbieter kommerziell zugelassener Zelltherapien in Europa. Unterstützt wird das Projekt im Rahmen des Förderprogramms „KMU-Innovativ: Biomedizin III“ durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt.
Auch die TU Dresden ist maßgeblich beteiligt: Dort leitet Prof. Dr. Martin Bornhäuser die klinische Translation. Die Phase-I/II-Studie soll 2026 beginnen. Prof. Dr. Gerhard Ehninger, Mitinvestor und langjähriger Hämatologe an der TU Dresden, hebt hervor: „Solch ein innovativer Ansatz aus privater Initiative ist bemerkenswert. Die Bundesförderung stärkt den Biotech-Standort Deutschland nachhaltig.“
Impulse für neue Therapien
Langfristig könnte die neue Technologie auch bei anderen B-Zell-Erkrankungen Anwendung finden. Der traditionsreiche Forschungsansatz knüpft an die Arbeiten von Nobelpreisträger Prof. Georges Köhler an, der in Freiburg die Grundlage der Antikörpertherapie entwickelte. Dr. Dühren-von Minden, wissenschaftlich in diesem Umfeld geprägt, führt diese Linie nun in die zelluläre Immuntherapie über.
Nach erfolgreicher Produktion wird der Start der klinischen Prüfung innerhalb eines Jahres erwartet. Erste Daten könnten bereits 2026 vorliegen.