Neue Schufa-Regeln ab 2026

Neue Schufa-Regeln ab 2026: Was sich für Verbraucher wirklich ändert – und wo Vorsicht geboten bleibt

Die Schufa vereinfacht ihren Bonitätsscore radikal. Statt 250 undurchsichtiger Faktoren sollen künftig nur noch zwölf Kriterien entscheiden, ob jemand einen Kredit bekommt oder einen Handyvertrag abschließen kann. Ab März 2026 wird der Score kostenlos einsehbar sein. Klingt gut – aber reicht das wirklich?

Die Ankündigung der Schufa wirkt auf den ersten Blick wie ein Durchbruch in Sachen Transparenz. Wer bisher wissen wollte, wie die eigene Bonität bewertet wird, stand vor einer Black Box. Welche der 250 Faktoren haben welches Gewicht? Warum sank der Score, obwohl alle Rechnungen pünktlich bezahlt wurden? Antworten gab es selten – und wenn, dann oft nur nach langem Hin und Her.

Zwölf Faktoren statt 250 – aber welche genau?

Ab 2026 soll alles einfacher werden: Nur noch zwölf klar benannte Kriterien bestimmen die Punktzahl zwischen 100 und 999. Von der Kontonutzung über Zahlungshistorie bis hin zu möglichen Mahnungen – Verbraucher sollen nachvollziehen können, was ihre Bonität beeinflusst. Schon ab Dezember 2025 können gespeicherte Daten digital geprüft werden.

Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Denn wer verstehen kann, warum der eigene Score niedrig ist, hat zumindest eine Chance, aktiv gegenzusteuern. Doch die entscheidende Frage bleibt: Wie werden diese zwölf Faktoren gewichtet? Und wie nachvollziehbar ist das Verfahren wirklich, wenn am Ende wieder ein Algorithmus rechnet?

Das Problem liegt tiefer: Fehlerhafte Daten und mühsame Kommunikation

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat diese Woche zwei Papiere veröffentlicht, die zeigen, wo das eigentliche Problem liegt. Es geht nicht nur um Transparenz – es geht um Fehler in den Datenbanken, um mangelnde Korrekturmöglichkeiten und um Kommunikationswege, die Verbraucher mehr belasten als entlasten.

Konkret bemängelt der vzbv:

  • Fehlerhafte Einträge: Wenn Daten falsch sind, haben Verbraucher die Arbeit, das zu beweisen und korrigieren zu lassen – nicht die Auskunftei.
  • Intransparenz trotz Auskunft: Selbst wenn Verbraucher ihre Daten einsehen, bleibt oft unklar, warum der Score so ausfällt, wie er ausfällt.
  • Mangelnde Erreichbarkeit: Die Kommunikation mit Auskunfteien ist häufig zeitraubend und wenig hilfreich.

Ein vereinfachter Score ändert daran erst mal nichts. Wenn ein fehlerhafter Negativeintrag die Bonität ruiniert, hilft auch die beste App nicht weiter – solange die Korrektur Wochen dauert und der Betroffene in der Zwischenzeit keinen Kredit bekommt.

Was jetzt wirklich nötig wäre

Der vzbv fordert deshalb nicht nur mehr Transparenz, sondern auch strukturelle Verbesserungen:

  • Effektive Prüfprozesse, die sicherstellen, dass nur korrekte Daten gespeichert werden.
  • Ausreichende Kommunikationskapazitäten, damit Verbraucher bei Problemen schnell und wirksam Hilfe bekommen.
  • Eine Hinweispflicht bei Negativeinträgen, sodass Betroffene rechtzeitig reagieren können, bevor der Score sinkt.

Die Umsetzung der neuen Verbraucherkreditrichtlinie könnte hier erste Verbesserungen bringen. Doch ob der neue Schufa-Score allein die bestehenden Probleme löst, bleibt fraglich.

Fazit: Ein Anfang – aber kein Durchbruch

Die Vereinfachung des Schufa-Scores ist ein Signal in die richtige Richtung. Mehr Nachvollziehbarkeit, kostenloser Zugang, digitale Dateneinsicht – das sind Schritte, die Verbrauchern helfen können. Doch solange fehlerhafte Daten schwer zu korrigieren sind, die Kommunikation mühsam bleibt und Negativeinträge unangekündigt auftauchen, wird das System nicht grundlegend fairer.

Wer seine Bonität im Blick behalten will, sollte die neuen Möglichkeiten ab Dezember nutzen – und bei Unstimmigkeiten hartnäckig bleiben. Denn am Ende entscheidet nicht die App, sondern die Qualität der Daten und die Möglichkeit, Fehler schnell zu korrigieren.

Und das ist mehr als eine Frage der Transparenz. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.

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