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Archivboden ist Boden des Jahres 2026: Niedersachsen stellt Natur- und Kulturgeschichte in den Mittelpunkt

Niedersachsen. Zum Welttag des Bodens rückt das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) die besondere Bedeutung des sogenannten Archivbodens in den Fokus. Das Kuratorium „Boden des Jahres“ hat den Archivboden zum Boden des Jahres 2026 gewählt. Er dokumentiert klimatische Veränderungen, geologische Prozesse und menschliche Eingriffe über tausende von Jahren und gilt als wertvolle Quelle für natur- und kulturgeschichtliche Erkenntnisse.

Der Archivboden zeigt im oberen Bereich Spuren tiefgreifender Bodenbearbeitung, im unteren Teil spiegeln Sedimente aus der Saale-Eiszeit und Froststrukturen seine lange Entwicklung wider. Wie Dr. Robin Stadtmann, Bodenspezialist beim LBEG, betont, sind Böden niemals statisch. „Alle Böden sind Zeugnisse der natürlichen Entwicklung von Landschaften und Ökosystemen und ihrer anthropogenen Veränderungen“, sagt er. Die Bodenarchive liefern damit wichtige Informationen über frühere Umweltbedingungen und menschliche Nutzung.

Archivboden als Ressource für Forschung und Zukunftsfragen

Die Fähigkeit des Archivbodens, über Jahrtausende gespeicherte Informationen zu bewahren, macht ihn für Wissenschaft und Bodenschutz besonders wertvoll. „Aus der Vergangenheit lernen für die Zukunft, ist ein in den Geowissenschaften gern verwendeter Slogan“, erläutert Stadtmann. Die Daten helfen dabei, klimatische Entwicklungen einzuordnen, Landschaftsgeschichte zu rekonstruieren oder Veränderungen durch Landwirtschaft und Siedlungsbau besser zu verstehen.

Das LBEG verfügt über umfangreiche Bodenprofile in Niedersachsen, darunter mächtige Lössschichten mit teils hunderttausende Jahre alten Paläoböden, vulkanische Ablagerungen wie jene des Laacher-See-Ausbruchs sowie Moorarchive mit Pollen früherer Vegetation. Der Schutz dieser Informationsquellen ist entscheidend, denn Eingriffe wie tiefes Umgraben oder eine veränderte Bodenhorizontierung können die Archive dauerhaft zerstören.

Kartierung und moderne Methoden verbessern den Bodenschutz

Fast 600.000 Hektar Archivböden sind in Niedersachsen bereits erfasst. Neben klassischen Bodenuntersuchungen nutzt das LBEG hochauflösende Laserscan-Daten, um charakteristische Oberflächenformen zu erkennen. Dazu gehören etwa wabenartige Strukturen früherer Feldwirtschaft, sogenannte Celtic Fields, oder Streifenwölbungen, die Hinweise auf historische Bewirtschaftungsformen geben. Ein laufendes Projekt extrahiert diese Formen landesweit aus digitalen Geländemodellen, um die Datengrundlagen weiter zu verbessern.

Wichtige Partner beim Schutz der Archivböden sind das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, das Niedersächsische Forstplanungsamt und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz. Für ausgewählte Archivböden erstellt das LBEG außerdem wissenschaftlich fundierte Steckbriefe, etwa zu Plaggenesch, Brauneisengley oder Marschhufenboden.

Bedeutung für Gesellschaft und regionale Planung

Die Archivfunktion der Böden hilft nicht nur der Forschung, sondern liefert auch Ansatzpunkte für eine nachhaltige Flächenentwicklung. Informationen über frühere Landnutzung, Erosion oder Vegetation sind relevant für Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft sowie den Umgang mit Extremwetterereignissen. Damit wird deutlich, dass Archivböden mehr sind als geologische Besonderheiten, sie sind Wissensspeicher für Entscheidungen der Gegenwart.

Weiterführende Informationen stellt das LBEG auf seiner Themenseite zum Boden des Jahres bereit. Fachliche Hintergründe, Kartenmaterial und spezielle Berichte sind unter anderem über den NIBIS-Kartenserver abrufbar. Auch das Kuratorium „Boden des Jahres“ informiert deutschlandweit über Ziele, Bedeutung und wissenschaftliche Erkenntnisse.

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