Tagung 30 Jahre Treff 100

30 Jahre Treff 100: Fachtagung in Rheine setzt starke Impulse für die Zukunft der Wohnungsnotfallhilfe

Rheine. Mit einer eindrucksvollen Fachtagung hat der Treff 100 sein 30-jähriges Bestehen gefeiert. Die Einrichtung unterstützt seit 1995 Menschen, die wohnungslos sind oder in prekären Wohnverhältnissen leben. Das Jubiläum bot Fachleuten aus Politik, Verwaltung und Sozialarbeit die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen und grundlegende Weichen für die Weiterentwicklung der Wohnungsnotfallhilfe zu diskutieren.

Der Bürgermeister begrüßte zahlreiche Gäste und hob die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote wie des Treff 100 hervor. Diese Einrichtungen, so betonte er, gäben Menschen in schwierigen Lebenssituationen Stabilität und Orientierung und seien ein unverzichtbarer Baustein der sozialen Infrastruktur der Stadt.

Fachvortrag zeigt dringende Herausforderungen und notwendige Reformen

Einen starken thematischen Impuls setzte der Vortrag von Dr. Jutta Henke (GISS Bremen e.V.) unter dem Titel „Wohnungsnotfallhilfen weiterentwickeln – worauf kommt es an?“. Die Expertin machte deutlich, dass die Zahl wohnungsloser Menschen bundesweit steigt und nachhaltige Hilfen zunehmend gefragt sind. Gleichzeitig seien die bestehenden Systeme oft stark voneinander getrennt. Erfolgreiche Wohnungsnotfallhilfe brauche deshalb engere Kooperationen und klar verbesserte Strukturen.

Henke plädierte dafür, Wohnraum gezielt für wohnungslose Menschen zu schaffen und Barrieren im Gesundheitssystem abzubauen. „Ohne eine gewisse Privilegierung wird es nicht gelingen, Menschen in eigenen Wohnraum zu vermitteln“, erklärte sie. Darüber hinaus betonte sie, wie entscheidend es sei, junge Menschen beim Übergang von der Jugend- in die Sozialhilfe intensiver zu begleiten, um gravierende Brüche im Lebenslauf zu verhindern. Ein von Mitarbeitenden produzierter Videofilm vermittelte zusätzlich Einblicke in den Arbeitsalltag des Treff 100 und die Erfahrungen von Klientinnen und Klienten.

Podiumsdiskussion vertieft Blick auf lokale Herausforderungen

Unter der Moderation von Florentine Kühs-Sandmann diskutierten Vertreterinnen und Vertreter des Hilfenetzwerks über aktuelle Herausforderungen und notwendige Entwicklungen. Der Beigeordnete Raimund Gausmann verwies auf die breite politische Unterstützung der Ratsfraktionen, die soziale Arbeit dauerhaft stärke. Er unterstrich die Wirkung des Netzwerks „Wohin“, das seit 2019 eine zentrale Rolle in der Rheiner Wohnungsnotfallhilfe spielt.

Ratsmitglied Rainer Ortel beschrieb die Atmosphäre während der Diskussion treffend: „Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.“ Sein Fazit: Die Fachtagung habe wertvolle Perspektiven für die kommenden Jahre aufgezeigt und viele Beteiligte tief bewegt.

Rückblick auf drei Jahrzehnte Engagement

Bereits im Vorfeld hatten geladene Gäste die Möglichkeit, die Räumlichkeiten des Treff 100 zu besichtigen. Sozialarbeiterin Eksa Pehlivan gab einen umfassenden Einblick in die tägliche Arbeit. Stellwände mit Zeitungsartikeln aus 30 Jahren boten zusätzliche Eindrücke aus der Geschichte der Einrichtung.

Der Treff 100 ist montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr geöffnet und bietet Menschen ohne Wohnung einen sicheren Ort, fachliche Unterstützung und verlässliche Ansprechpersonen. Das Jubiläum zeigte, wie wichtig politisches Engagement, vernetzte Facharbeit und solidarisches Miteinander bleiben, um Wohnungslosigkeit auch in Zukunft entschlossen entgegenzutreten.

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