Coesfeld. An der Theodor Heuss Realschule fand eine umfassende Projektwoche statt, die sich mit jüdischem Leben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschäftigte. Die Projektwoche jüdisches Leben Coesfeld wurde vom Team der städtischen Jugendförderung und zahlreichen Partnern begleitet. Ziel war es, Schicksale jüdischer Menschen aus Coesfeld sichtbar zu machen und die lokale Erinnerungskultur aktiv zu stärken.
In Workshops, Vorträgen, Quizformaten und Exkursionen setzten sich die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klassen intensiv mit historischen Ereignissen und persönlichen Biografien auseinander. Ergänzt wurde das Angebot durch zwei kreative Kunstprojekte, die von der Antisemitismusbeauftragten des Landes NRW gefördert wurden. Sie ermöglichten 18 Jugendlichen eine vertiefende Bearbeitung der zuvor erarbeiteten Inhalte.
Projektwoche jüdisches Leben Coesfeld fördert Perspektivwechsel
Unter der Leitung von Jutta Meyer zu Riemsloh vom Kunstverein Münsterland gestalteten sieben Jugendliche 15 detailreiche Dioramen aus Holz. Die Werke zeigen Szenen aus Lebensgeschichten jüdischer Jugendlicher und verdeutlichen deren Alltag in der Zeit des Nationalsozialismus. Besonders eindrücklich war die Darstellung eines Übergriffs am Coesfelder Bahnhof, bei dem Gerd Hertz von Mitgliedern der Hitlerjugend schwer verletzt wurde. „Das war das beste Projekt meiner Schulzeit, sowohl gestalterisch als auch inhaltlich“, sagte Esma.
Ein zweites Projekt entstand gemeinsam mit der Künstlerin Ulla Vienken und Gabi Kaudewitz von der Jugendförderung in der ehemaligen Synagoge. Dort entwickelten Jugendliche einen interaktiven Erfahrungsparcours zum Lebensweg des jüdischen Jungen Karl Heinz Freund, der 1941 deportiert wurde. Die Gruppe arbeitete mit Fotos, Karten, Requisiten und einem LED Stadtplan. „Alle haben ihre Fähigkeiten eingebracht und so zum Gelingen des Parcours beigetragen“, erklärte Kaudewitz.
Auch Schüler Lorin zeigte sich beeindruckt: „Ich weiß jetzt mehr über meine Stadt und wie es früher war und kann mein Wissen weitergeben.“ Denis ergänzte: „Im Projekt war eine entspannte Arbeitsatmosphäre und wir haben gut zusammengearbeitet.“
Vom Stadtmuseum bis zum Zeitzeugen-Gespräch
Begleitet wurde die Projektwoche jüdisches Leben Coesfeld von zahlreichen Programmbausteinen. Das interaktive Lernformat „Quiz Mazel Tov“ ermöglichte einen spielerischen Einstieg in Glauben, Traditionen, jüdische Geschichte und den Nahostkonflikt. Zudem besuchten die Klassen das Stadtmuseum DAS TOR, die ehemalige Synagoge sowie die Synagoge in Münster, wo ein Gemeindemitglied Einblicke in das heutige jüdische Leben gab.
Im weiteren Verlauf erarbeiteten die Jugendlichen Biografien jüdischer Coesfelderinnen und Coesfelder, darunter Wilhelmine Süßkind. Ein Stadtspaziergang sowie der 3D Film „Inside Auschwitz“ ergänzten die Auseinandersetzung. Parallel nahm eine Schülergruppe an einer Gedenkstättenfahrt nach Oświęcim teil und besuchte die Lager Auschwitz I und II sowie das Schindlermuseum.
Gabi Kaudewitz bedankte sich zudem ausdrücklich bei lokalen Unterstützern aus Stadtarchiv, Museumslandschaft und der Schule selbst, die Material und Informationen bereitgestellt hatten.
Ausstellung geplant
Die Ergebnisse der künstlerischen Projekte sollen weiter aufgearbeitet und in einer Ausstellung präsentiert werden. Dadurch soll es auch anderen Jugendlichen möglich sein, die Arbeiten zu sehen und die Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Kinder und Jugendlichen aus Coesfeld wachzuhalten.
Weitere Informationen zur Stadt Coesfeld finden sich unter coesfeld.de. Ergänzende regionale Bildungsberichte gibt es auf regionalupdate.de im Bereich Gesellschaft und Lernen.