Osnabrück. Krieg, Verfolgung, politische Unterdrückung – weltweit geraten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in existenzielle Bedrängnis. Die Universität Osnabrück bietet bedrohten Akademiker*innen eine neue wissenschaftliche Heimat. Aktuell betreut sie zehn geflüchtete Forschende – darunter auch zwei Juristinnen aus der Ukraine, deren Geschichten beispielhaft für das internationale Engagement der Hochschule stehen.
Neue Perspektive für Forschung in Freiheit
Ein eindrückliches Beispiel ist Prof. Tetiana Melnychuk. Am Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 begann für sie eine neue Lebensrealität. Ihre akademische Laufbahn an der Odessa School of Law wurde abrupt unterbrochen. Heute forscht sie am Fachbereich Rechtswissenschaften in Osnabrück – unterstützt durch die Philipp-Schwartz-Initiative der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Auch Prof. Svitlana Mazepa, ebenfalls Rechtswissenschaftlerin, fand mit ihrer Tochter in Osnabrück Schutz. Beide wurden von Prof. Arndt Sinn aufgenommen, der ihre Betreuung als wissenschaftlicher Mentor übernimmt. Sinn betont: „Es geht nicht nur um Zuflucht, sondern um die Würde des akademischen Arbeitens – das setzen wir hier gemeinsam um.“
Netzwerk für Schutz und Integration
Die Universität Osnabrück ist seit 2023 Mitglied bei Scholars at Risk und EURAXESS, zwei internationalen Netzwerken zum Schutz gefährdeter Forschender. Die zentrale Koordination übernimmt das Referat Internationales/Global Engagement, geleitet von Dr. Stephanie Held. Sie koordiniert Förderprogramme, Kontakte in die Fachbereiche, das Gästehaus sowie infrastrukturelle Unterstützung – auch in Zusammenarbeit mit der Universitätsgesellschaft.
Die Zahl der Anfragen ist hoch. Nach Krisen wie in Afghanistan, Iran oder Gaza steigt der Bedarf an sicheren Arbeitsmöglichkeiten stetig. Doch Fördermittel sind begrenzt, Programme oft kompetitiv. Umso bedeutsamer sind Erfolgsgeschichten wie die von Melnychuk und Mazepa.
„Wissenschaft braucht Schutzräume“
Vizepräsidentin Prof. Andrea Lenschow bringt es auf den Punkt: „Forschung lebt vom freien Austausch. Wenn dieser bedroht ist, leidet die gesamte Gesellschaft.“ Die Universität Osnabrück wolle ein sicherer Ort sein – nicht nur räumlich, sondern auch intellektuell.
Solidarität in der Wissenschaft – ein Auftrag, der an der Universität Osnabrück täglich gelebt wird.