Wiesbaden. Die Großhandelspreise in Deutschland sind im Oktober 2025 um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Damit setzt sich der moderate Aufwärtstrend der letzten Monate fort, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Bereits im September hatte die Preissteigerung im Großhandel bei 1,2 Prozent gelegen, im August bei 0,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verkaufspreise […]

Die Deutsche Wirtschaft: Zwischen Stillstand und Aufbruch

 

Europas größte Volkswirtschaft, Deutschland, steht vor einer komplexen Herausforderung: Einerseits zeugen verbesserte Geschäftserwartungen in Teilen der Industrie von vorsichtigem Optimismus, andererseits signalisieren anhaltende Stagnation und tiefgreifende Strukturprobleme eine dringende Notwendigkeit für entschlossenes Handeln. Die aktuellen Konjunkturdaten, darunter ein nur minimales oder gar stagnierendes Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den letzten Quartalen, zeigen: Die viel zitierte Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands ist massiv unter Druck geraten.

Die Gründe für die derzeit gedämpfte Konjunktur sind vielfältig und reichen von globalen Verwerfungen bis hin zu hausgemachten Problemen.

 

Der Bremsklotz: Hohe Kosten und Bürokratie

 

Einer der größten Schmerzpunkte ist der anhaltende Reformstau. Unternehmen, insbesondere das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, der Mittelstand, ächzen unter einer überbordenden Bürokratie. Expertenschätzungen zufolge könnten ein konsequenter Bürokratieabbau und die Entlastung von Dokumentationspflichten – beispielsweise bei Lieferketten oder CO₂-Berichten – jährlich Milliarden an zusätzlichem Wohlstand freisetzen.

Hinzu kommen die im internationalen Vergleich hohen Energiepreise, die den Industriestandort Deutschland besonders in energieintensiven Sektoren wie der Chemie- und Autoindustrie belasten. Die Energiewende muss schneller und effizienter gestaltet werden, um Planungssicherheit und bezahlbare Stromkosten zu gewährleisten und Deutschland als attraktiven Standort für zukunftsweisende Technologien zu positionieren.

 

Die Indikatoren: Zwischen Hoffnung und Ernüchterung

 

Aktuelle Frühindikatoren zeichnen ein gemischtes Bild. Während der vielbeachtete Ifo-Index für das Verarbeitende Gewerbe zuletzt eine leichte Aufhellung der Erwartungen meldete – ein Zeichen dafür, dass Unternehmen vorsichtig optimistischer auf das kommende Jahr blicken – ist die Zufriedenheit mit den laufenden Geschäften nach wie vor gering.

Die Wachstumsprognose führender Ökonomen für das Gesamtjahr 2025 ist nur minimal positiv oder spricht sogar von Stagnation. Ein kräftiger Aufschwung wird frühestens 2026 erwartet, primär getragen durch geplante staatliche Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung. Für ein nachhaltiges Wachstum sind jedoch tiefgreifende, nicht-staatlich getriebene Impulse nötig.

 

Konsumklima und Fachkräftemangel

 

Auch die Binnennachfrage leidet. Trotz leicht gesunkener Inflation und steigender Löhne agieren Verbraucher weiter zurückhaltend, insbesondere im Einzelhandel. Die Unsicherheit über die allgemeine Wirtschaftsentwicklung und reale Kaufkraftverluste der Vergangenheit dämpfen das Konsumklima. Das drohende Weihnachtsgeschäft steht damit unter keinem euphorischen Stern.

Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel, obwohl die Zahl der gemeldeten offenen Stellen leicht rückläufig ist. Dieser Mangel bremst die Innovationskraft und die Möglichkeiten vieler Unternehmen, Aufträge zeitnah abzuarbeiten und so die Produktivität zu steigern.

 

Fazit: Reformen als Schlüssel zur Zukunft

 

Deutschland hat das Potenzial, gestärkt aus der aktuellen Phase hervorzugehen. Hierfür ist eine konsequente, ressortübergreifende Reformagenda unumgänglich:

  1. Massiver Bürokratieabbau: Vereinfachung von Genehmigungsverfahren und Dokumentationspflichten.
  2. Energiepolitik: Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien und Sicherstellung wettbewerbsfähiger Industriestrompreise.
  3. Investitionen in Infrastruktur und Bildung: Modernisierung der maroden Verkehrsinfrastruktur und gezielte Qualifizierung der Arbeitskräfte.

Nur wenn diese strukturellen Probleme beherzt angegangen werden, kann die deutsche Wirtschaft ihren Scheideweg erfolgreich meistern und langfristig ihre Position als globale Wirtschaftsmacht sichern. Das Land braucht einen „Wachstumsbooster“, der über kurzfristige fiskalische Impulse hinausgeht und die fundamentalen Rahmenbedingungen nachhaltig verbessert.